Der böse Expressionismus, Trauma un Tabu Group Show
Wir wollen die Bürger nicht unterhalten. Wir wollen ihnen ihr bequemes, ernst-erhabenes Weltbild tückisch demolieren», propagiert Herwarth Waldens Sturm-Zeitschrift, eine der wichtigsten
Publikationen des Expressionismus. Diese Ansage ist klar und eindeutig. Es ist die Kampfansage einer neuen Zeit an die Überzeugungen und Werte der alten; das Kampfmittel ist die Kunst. Die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts waren eine Zeit größter Herausforderungen und existenzieller Verunsicherung, geprägt von Industrialisierung und proletarischem Massenelend, Landflucht, ausufernden Großstädten und Wohnungsnot. Die rückständige, an feudalen und militaristischen Idealen orientierte Gesellschaftsordnung des wilhelminischen Kaiserreiches war mit den rasanten
Veränderungen heillos überfordert, der Kollaps kam mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914. Der Expressionismus war unter solchen Vorzeichen die Kunstform, mit der sich die Rebellion im Felde der Kultur Bahn brach.